
Wenn sich die eigenen Bedürfnisse verdrehen
Über Bedürfnisse & Projektionen
Heute hatte ich eine Situation, die mir im Nachgang eine ziemlich heftige Erkenntnis gebracht hat. Inklusive schlechtem Gewissen.
Was war passiert?
„Eigentlich“ nichts schlimmes – dachte ich. Denn ich hatte mich um die Gesundheit eines anderen Menschen gesorgt. Allerdings kombiniert mit einem „sei vorsichtig“ und „mach langsam“… Du kennst die Aussagen sicher.
Was soll daran nun verkehrt sein?
Naja, in gewissem Maße ist es übergriffig – zumindest fühlte es sich im Nachhinein in dieser Situation für mich so an.
In der Regel wissen wir als erwachsene Menschen recht gut, was uns gut tut und was nicht. Zumindest geht es mir so… und bei dem Menschen, um den es geht, bin ich mir absolut sicher, dass er es auch weiß! Was hab ich da also „gute Ratschläge“ zu verteilen?
Nach der Begegnung fühlte sich irgendwas komisch an. Falsch. Ich begab mich also auf die Suche nach der Antwort.
…und fand sie.
Es waren keine guten Ratschläge, die ich gegeben hatte – es war ein Gefühl, dass ich weitergeben wollte. Eines, was ich mir unbewusst wünschen würde.
Es war die Projektion meines Wunsches danach, dass sich mal jemand um mich sorgt, wenn es mir nicht gut geht – denn das kenne ich nicht.
Was ich kenne ist „Stell dich nicht so an“, „daran ist noch keiner gestorben“… und noch einige mehr solcher Sätze.
Das Gefühl, jemandem entsprechend wichtig zu sein, dass ich eine simple Nachfrage, wie „Wie geht’s dir?“ Wert wäre, ist mir nicht wirklich vertraut.
Wahrscheinlich, so mein Gefühl, war mein unbewusstes, eigenes Bedürfnis, der Antreiber dafür, jemandem dieses Gefühl geben zu wollen.


Was ist daran nun falsch?
Im Prinzip nichts.
Es ist eher die Frage:
Möchte der andere das gerade hören?
Hilft es dem anderen in dem Moment?
Wie fühlt sich der andere dabei?
Wie würde ich mich fühlen?
Das Learning daraus
Gut gemeint ist nicht immer gut getan.
Rat-Schläge können ein Schlag sein – auch wenn sie gut gemeint sind und auch ehrlich aus dem Herzen kommen!
Ich bin mir sicher, der Mensch ist mir nicht böse deswegen – denn er weiß, wie ich ticke. Nichtsdestotrotz fühle ich mich nicht gut dabei.
Im Miteinander ist Achtsamkeit so wichtig…Immer.
Allerdings ist es gar nicht so einfach, in jedem Moment wirklich so aufmerksam und achtsam zu sein, dass einem sowas nicht passiert.
Es bedarf Achtsamkeit mit sich selbst, den eigenen Gedanken & Bedürfnissen und denen von anderen.
Nur weil ich mir etwas wünschen würde (Bedürfnis), heißt es nicht, dass es auch für andere gilt. Projieziere ich nun meine Berfnisse auf andere, kann es halt auch schief gehen und das Gegenteil von dem bewirken, was beabsichtigt war.
